Perspektivwechsel | Stahlwerkspark Oberhausen | Konzept
Im Kontext der charakterisierenden, städtebaulichen Setzungen mit ihren prägenden gewerblichen Nutzungen im Norden und Westen sowie der Nutzungsdiversifizierung der gemischten Quartiere im Süden und Osten des Wettbewerbsgebietes transformiert sich der bisher vegetationsarme Standort des Stahlwerksparks in einen vielschichtigen, grünen Erlebnisraum.
Die Vorgaben des Rahmenplans berücksichtigend, bilden an markanten Orten des entstehenden Parks Sichtachsen und Wegeverbindungen ein durchlässiges Kontinuum im neuen städtebaulichen Kontext. Die szenografisch situierten Landmarken am westlichen und südlichen Parkeingang oberhalb des Brammenrings bieten eine strukturierte Orientierung.
Im Rahmen der vorgegebenen Programmierung der zukünftigen Parkanlage entsteht eine vielschichtige, funktionelle und differenzierte Nutzungsorientierung und lässt gleichfalls ein generationenübergreifendes Miteinander für Alt und Jung zu.
Die unterschiedlichen Freiraum- und Vegetationstypologien bieten in ihrer Vielfalt als Ganzes ein durchgrüntes, nachhaltiges, klimaresistentes Parkensemble, welches mit der akzentuierten Setzung von pyramidal wachsenden Solitärgehölzen eine identitätsstiftende und raumbildende Adresse zu den angrenzenden Quartieren schafft.
Die vegetative und akzentuierte, höhengestaffelte Gehölzkulisse schafft eine Zonierung zwischen aktiven Nutzungen und extensiven, naturnahen Bereichen, die gleichfalls Refugien für eine vielfältige Flora und Fauna entstehen lassen sowie die naturschutzfachlichen Belange konzeptionell integriert.
Die zusammenhängende ca. 4.425 m² große, extensiv geplante Parkflächebildet nördlich der mäandrierenden Wegeführung mit ihren artenreichen Vegetationstypen, den Blänken und Offenlandbiotopen wie Sandarien und Rohbodenstandorten, den Gehölzclustern mit einer mehrschichtigen Bepflanzung aus Sträuchern, Stauden und Gräsern einen naturnahen, zukunftsorientierten Erlebnisraum für Anrainer und Besucher:innen. Eine artenreiche Landschaftshecke aus Vogelschutz- und Nährgehölzen bildet einen behutsamen Übergang zum östlich gelegenen Topgolfareal.
Im südlichen Parkbereich lassen an markanten Orten vielfältige, altersspezifische Nutzungs- und Spielangebote mit einem generationenübergreifenden „Secret-Garden“ entsprechende Bedürfnisse und Erwartungen der Besucher:innen an den neuen Park zu. Die Orte verweben sich ineinander, bieten gleichzeitig eine Affordanz als nachbarschaftliche Treffpunkte zum Austausch, zur Kontemplation und Regeneration. Zwei witterungsgeschützte Unterstände, die Shelter 1 und 2, in den Jugend- und Kinderspielbereichen bieten zusätzlich Aufenthaltsqualität. In Reminiszenz an die Historie des Stahlwerks wird für die Ausstattungselemente u.a. Sitzmöbel, Landschaftsschaukeln, ausgesuchte Spiel- und Sportausstattungen, Mast- und Pollerleuchten eine identitätsstiftende Designlinie in zeitgenössischer Formensprache aus Cortenstahl und robustem Kantholz vorgeschlagen, die eigens für den unverwechselbaren Ort entwickelt wird.
Drei charakterisierende Pflanzengesellschaften – Vorwald (Pioniergesellschaften), heimische Arten (potentielle natürliche Vegetation) und Tertiärflora (klimaresiliente Gehölze) – werden initiiert und begleiten den mäandrierenden Parkweg.
Die Auswahl der heimischen Flora sind u.a. Ahorn, Buchen, Eschen als Leitbaumarten, die den östlichen Abschnitt des Stahlwerksparks prägen und charakterisieren.
Im mittleren Parkabschnitt stehen die Pioniergesellschaften u.a. Aspe, Erle, Weiden, Vogelbeere und langlebige Pioniere wie Lärche und Kiefer im Fokus. Die sich einstellende Sukzession bietet eine hohe Vielfalt und kann sich in kurzer Zeit auf der Fläche dynamisch weiterentwickeln. Zur Stärkung der divers gestalteten Habitatstrukturen erhalten die Sukzessionsflächen eine Rahmung aus Benjeshecken, die Sandarien eine niedrige Trockenmauer.
Der westliche Bereich ist mit einer klimarobusten Tertiärflora („Klimabaumarten“) u.a. Rotahorn, Zelkovie, Hofpenbuche, Amberbaum, Magnolie und Hartriegel charakterisiert und thematisiert.
Informationstafeln erläutern den Parkbesuchern die dynamische Entwicklung der Pflanzengesellschaften; ein Park wächst…
Vor dem Hintergrund der Auswirkungen des Klimawandels wird das dynamische Prinzip der Biodiversität als prozesshaft und im Sinne des Naturschutzes als ein zukunftsweisendes Essential zum Freiraum gesehen. Die Anpassungsfähigkeit der geplanten Pflanzengesellschaft als „Tiny-Forests“ wird durch die Verwendung von Jungpflanzen aufgrund ihrer hohen Verjüngungsdichte und Verjüngungsfreudigkeit konzeptimmanent berücksichtigt. Die Resilienz der Pflanzung hat gleichzeitig eine pflegeextensive Unterhaltung in Folge.
Durch die Einbringung von ausgewählten Solitären in hohen Pflanzqualitäten soll sich zu Beginn eine raumbildende Gehölzkulisse darstellen.
Das ausdifferenzierte Pflanzkonzept lässt durch seine jahreszeitlichen Aspekte in Blüte- und Fruchtbildung sowie in Herbstfärbung und Habitus der Gehölze proaktiv abwechslungsreiche Pflanzbilder entstehen.
Die nuanciert gestaltete Geländetopografie korrespondiert mit der Nutzungsdiversität ökologisch wertgebender Vegetationsflächen sowie den Spiel- und Aufenthaltsbereichen. Die erforderliche Abdeckungsmächtigkeit oberhalb des vorhanden Auffüllungshorizonts sind konzeptimmanent integriert und berücksichtigt.
Die höhengestaffelte Bepflanzung der Gehölzcluster wird durch harmonisch ausformulierte Erdmodellierungen gestärkt. Die strukturreichen (Hoch-) Staudenfluren und gemischten Pflanzbereiche mit ihren Futter- und Trachtpflanzen für Insekten sind gegenüber den angrenzenden befestigten Flächen zum Schutz der Flora topografisch erhöht. Größere Höhenunterschiede zu den benachbarten Flächen im Norden und Osten werden durch Gabionen, die weitere Rückzugsmöglichkeiten für die Fauna bieten, gefasst und ausgeglichen.
Der mäandrierende Parkweg aus einer robusten Ortbetonfläche erhält einen die Körnung sichtbarmachenden Anschliff der Oberfläche (Terrazzo-Optik).Zur Ableitung des anfallenden Niederschlagswassers zu den Tiefpunkten der geplanten Blänken sind die erforderlichen Längs- und Quergefälle berücksichtigt.
Die lehmgedichteten Blänken fördern mit ihrer standortgerechten Bepflanzung die Biodiversität. Die oberflächige Retention und Verdunstung trägt zusammen mit der geplanten Bepflanzung signifikant zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Überstauendes Niederschlagswasser kann gedrosselt in das vorhandene Entwässerungssystem abgeleitet werden.
Das gesamte Parkensemble einschließlich der Übergänge in den Stadtraum ist barrierefrei erschlossen. Die erschütterungsarme, robuste Ortbetonfläche gewährleistet sowohl die Anforderungen der Unterhaltung und Zugänglichkeit zur bestehenden Infrastruktur als auch die Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Parkbesucher:innen.
Das Konzept bleibt im Rahmen des vorgegebenen Baukosten-Richtwertes in Höhe von 190€/m².
Der ganzheitliche Konzeptansatz für den Stahlwerkspark thematisiert in seinem zukunftsorientiert weisenden Duktus Tradition als auch in der Wahrnehmung seiner Geschichte von Gegenwart und Zukunft Nachhaltigkeit und Zeitlosigkeit. In seiner gewünschten, prozesshaften Entwicklung ist er von Robustheit, Adaption und Flexibilität geprägt.