Die Kenntnis der Kulturgeschichte des Gartens, der Landschaft bildet eine profunde Basis für sowohl traditionsbewusst integrative Konzepte, magische Bilderwelten als auch für innovative Komposition, zeitgenössische Formensprache und reflektierende Symbolik. Die Vollkommenheit der Schöpfung, ein Verständnis für die Natur „Gaias“ und das gestaltende Moment der Veränderung sind keine unversöhnlichen Gegensätze. Es ist zulässig, die Geschichte des Ortes immer wieder neu zu erfahren und somit unter sensibler Anwendung neuer Techniken und einer an der Zukunft orientierten Sichtweise dem stetigen Wandel durch Veränderung Ausdruck zu verleihen.
Das Neue soll immer für den Ort sprechen. Antworten der Landschaftsarchitektur berücksichtigen heute die emanzipatorische Bedeutung von Landschaft, berücksichtigen partizipatorische Prozesse, reflektieren Nutzungsansprüche aller Beteiligten ebenso wie ethische und naturwissenschaftliche Aspekte ökologischer Bedingtheit und Nachhaltigkeit. Ermöglichung statt Vorgabe, Vorsorge statt Reparatur werden heute in den Entwürfen und Konzepten des sustainable design selbstverständlich und damit landschaftsimmanent gedacht. Eine die Freiheit der Kunst begrenzende Bedeutung werden, dürfen und müssen diese emanzipatorischen Anforderungen nicht einnehmen. Vielmehr gelten sie dem Entwerfenden als prinzipielle Orientierung und Verortung seines Tuns in der Lebenswelt der Gemeinschaft.
In der Gestaltung und Programmierung des öffentlichen Raums gleichsam als „Forum der Zivilgesellschaft“, als Ort und Symbol von Freiheit, sehen wir eine der Aufgaben der querschnittsorientierten Landschaftsarchitektur. In der Tradition des Geometers, des Gartenkünstlers und Landschaftsarchitekten der Vergangenheit müssen wir nicht alleine den Anspruch haben, Orte gänzlich neu zu erfinden. Wir können Orte neu denken, offensive Planungsansätze sensibel verfolgen, so dass sich Parks und Plätze selbstbewusst und selbständig präsentieren und so ihren Anspruch an Bedeutung, Gestalt, Nutzung offen zeigen. Freiraum ist nicht alleine auf eine ergänzende Funktion zum bebauten Stadtraum reduziert. Der genius loci, die Schichtungen und Setzungen, erzählen an jedem einzelnen Ort stets andere Geschichten. Unsere Aufgabe ist es, diese Geschichten zu sichten, neu- und weiterzuerzählen. Wir vertreten den Anspruch, dass Projekte Atmosphäre und Magie durch ihre klare, einfache, eindeutige, eindrucksvolle, dennoch vielschichtige, sinnliche und sich jeweils ändernde Sprache erhalten, gleichsam en passant ihre Geschichten erzählen. Besten Falls gibt das Hintergründige, der Background, in Verbindung mit dem sichtbaren Vorhandenen der Magie des Ortes eine Chance im Alltäglichen.
Landschaftsarchitektur und Gartenkunst arbeiten mit Setzungen und Optionen, entwerfen Bildwelten. Stadträumliche Essentials, wie zum Beispiel der mit Alleebäumen überstandene Boulevard, der Baumhain, der Stadtgarten, definieren das Umfeld, stellen gesamtstädtische Beziehungen her, sind Rückgrat und somit als eine auf konsequente Pflege und Erhalt ausgerichtete konstruktive nachhaltige Setzung unverzichtbar. Die ästhetische Konzeption, die wir als Garten- und Landschaftsarchitekten in Abstraktionen entwickeln, berücksichtigt mannigfaltige Parameter; sie wird bei Planung und Ausführung idealtypisch bis ins Detail angewandt.
Die Magie des Ganzen entspricht der Vielschichtigkeit im Einzelnen. Das „site-seeing“ (nach Frederick Law Olmsted) obliegt hingegen jedem einzelnen. Als Garten- und Landschaftsarchitekten dürfen wir uns immer wieder der Schaffung kreativer, neuer Ideen, dem Entwurf widmen und setzen uns dabei der Architektur-, Stadtdebatte, der Diskussion über Landschaft konstruktiv aus, beharren jedoch dabei mit Blick auf das a priori gegebene Postulat nach Nachhaltigkeit und Funktionalität auf dem Prinzip der Schönheit und Ästhetik. Wir versuchen der verführerischen Versuchung des Konformismus, der Beliebigkeit zu widerstehen und von der immer bestehenden Ermöglichung des Einzigartigen zu überzeugen.
Um Magisches entstehen zu lassen, sind Teamwork, Akzeptanz und Toleranz die Grundsteine zum Gelingen eines jeden Projekts.