I Marken und Orte
"Und es war, als wüte die Natur gegen alles von Menschenhand Geschaffene", heißt es in einer widersprüchlich erscheinenden Formulierung Emile Zolas in dem Roman Die Sünde1, als der Protagonist den traumhaft schönen, verwilderten Garten, das „Paradou“2, betritt.
Der große sozialkritische Schriftsteller und Humanist Zola verdiente seinen Ruhm nicht, wenn es ihm bei solchen Worten nur um die Beschreibung eines besonderen Fleckens Erde ginge. Das Paradou ist für ihn die Metapher für einen Ort, an dem – wiederum widersprüchlich – mittels einer Mauer die beklemmende Enge des Alltags, das einengende Gerüst aus Regeln und Verboten überwunden wird – ein Ort des Rückzugs, der Reflektion und des Aufbruchs.
Doch die Mauer, die jene Anlage schützt, hat ein Loch, durch das „die Realität“ eindringt. Dadurch entsteht der alles antreibende Widerspruch, den es zu überwinden gilt, und der selbst, gerade in seiner wuchernden, gewissermaßen aus der Pflege sich entwindenden Fruchtbarkeit, etwas Magisches annimmt. Der Garten als kreativer Widerspruch oder – könnte man vielleicht sagen – als Beet für eine Dialektik des Alltäglichen.
Schon der Name unserer Profession trägt einen Widerspruch in sich, der nach Auflösung, auf Überwindung drängt: Landschaft & Architektur. Ein Haus wird vom Architekten zur Benutzung fertig hingestellt. Am Anfang ist es am oft am schönsten, ganz neu, sauber, intakt, strahlend. Dann wird es älter, muss repariert und überarbeitet werden, um den wachsenden Ansprüchen zu genügen. Landschaft hingegen muss erst entstehen. Sie wird angelegt, wächst dann beständig und altert nicht, sondern wird immer schöner, mag sich vielleicht erst voll entfalten, wenn ihr „Schöpfer“, der Landschaftsarchitekt, selbst längst nicht mehr da ist.
Wie entwickeln sich solche Orte über die Zeit? Kann man ihre Wirkung „gestalten“, von Anfang an planen, steuern, formen, „machen“? Oder „passieren“ sie einfach? Entsteht ein „Genius Loci“, der außergewöhnliche Platz, ohne dass der Mensch ihn präzise planen kann? Wächst er wie alles „Natürliche“ in einer Mischung aus Zufall und Glück? Verwirklicht sich der „Geist des Ortes“ vielleicht nur unter der sorgenden Hand eines Schutzgeistes, wie man noch in der Antike glaubte? Wie hält ein solcher „heiliger Ort“ den Kontakt mit der profanen Umgebung aus? Gibt es deshalb stets Mauern um Gärten? Viele, teils poetisch klingende Fragen, die auf den Kern der Landschaftsarchitektur verweisen.
„Genius Loci“ bezeichnet auch die „baulichen Vorgaben und Merkmale eines Ortes, welche maßgeblich entwurfsbestimmend sein können. Denn jedes Grundstück definiert sich zunächst aus seiner Lage und der Einbettung in seine Umgebung. Hieraus gewinnt es seine Wertigkeit, seinen Charakter und seine Nutzungsmöglichkeiten.“3 Was bedeuten diese Rolle von „Lage und Einbettung“ für die Arbeit des Landschaftsarchitekten?
Für unsere Arbeitsweise bedeutet es, dass man sich nicht auf eine Gestaltungshandschrift verlassen, auf einer Marke ausruhen darf. Marken werden meist nur über den Ort gestülpt. Wir jedoch denken, man muss immer wieder neu anfangen, auf den Ort bezogen arbeiten, ihm gerecht werden. Stil und Marke binden, schränken ein, richten sich gegen die Freiheit, die wir stets neu erfinden, ermöglichen wollen.
Daher müssen wir die Marke verweigern. Wir arbeiten deshalb mit einer Regel aus dem Produktdesign: „Sei einfach, eindrucksvoll und eindeutig.“ Das ist die Kunst der Reduktion der Komplexität aller Vorgaben, die sich aus dem Ort, dem Auftrag, aus der Geschichte und dem Stil der Zeit ergeben: die Konzentration auf eine klare Aussage.
Aufträge können sehr verschieden sein: Private Gartenbesitzer denken und wünschen anders als die öffentliche Hand, jedes Projekt hat grundverschiedene Ansprüche, Bedürfnisse, Ziele. Uns beschäftigt das Spannungsverhältnis zwischen dem Auftrag und dem "Material", mit dem man ihn erfüllt.
Uns hat schon immer interessiert, wie Bäume stehen. Denn Bäume, ob als Solitäre, Alleen oder Haine, bleiben lange, sie prägen den Ort. Wenn wir Bäume pflanzen, denken wir daran, wie sie in vielleicht 300 Jahren dort stehen, wenn längst der Garten drumherum verschwunden, von einer anderen Anlage abgelöst ist, die um die Bäume herum gebaut sein mag; wie sie weiterleben, jenseits unseres Entwurfs, Sauerstoff produzieren, das Klima stabilisieren, einen neuen, nicht von uns geplanten Verkehrsweg oder Platz einfassen, ihn markieren. Insofern spricht jede Landschaftsarchitektur vom Wechsel der Zeiten, ist Ausdruck von Sehnsucht: symbolische Rückkehr ins „Paradou“.
Die Qualität von öffentlichem Raum, die Dichte der Aktivitäten, die man in dessen Entwurf anlegt, sie stimuliert, ist unser Ziel.
Daher unser Plädoyer, ständig die Grenzen zu überschreiten, sich auszuprobieren und sich „die Freiheit zu nehmen“ - und eben keine Marke zu bilden.
II Das Paradies
Der Europäer erlebt Landschaft als gestalteten Raum. Künstliche Paradiese, wie sie heute produziert werden, eine Fiktion der Südsee in einem aufgelassenen Flugzeughangar, tropische oder antarktische Zoo-Welten in ehemaligen Fabriken der Schwerindustrie, ja sogar die eingezäunten Urwälder Tschechiens, die seit dem 17. Jahrhundert hinter Zäunen wild und von Försterhand unberührt wachsen, bestätigen diesen Eindruck. Es gibt auf diesem Kontinent keinen Quadratmeter, der nicht mehrfach umgegraben wurde. Wer die 2000-jährigen Ur-Lärchen im Tiroler Ultental besucht, stellt fest: Auch dieser, nein jeder Baum Europas ist von Menschenhand gefällt und wieder gepflanzt worden. Vom kapitalen Exemplar bis zum Mikroorganismus ist nichts mehr geschichtet, wie es einmal war. Das macht die aus Planung, Pflege und Bearbeitung herausfallenden Ränder interessant. Es scheint, nur dort finde sich noch Wildwuchs. Diese Brachen könnte man „Wilderungen“ nennen – Orte, an denen die Natur wieder neu erscheint, sich den verlorenen Traum vom freien Wuchs zurückerobert.
Eine weitere zeitgenössische Zurückeroberungsstrategie verbirgt sich hinter dem Kunstwort von der „vierten Natur“ – ein Begriff, den die Gartenarchitektur-Theoretikerin Brigitte Franzen4 in Anlehnung an die 2000 Jahre alte Rede von der „zweiten Natur“ geprägt hat. Sie umschreibt damit Künstlergärten, wie etwa Derek Jarman, Jenny Holzer, Paul McCarthy oder Fischli/Weiss sie erfunden haben – als bewussten Abschied vom „natürlichen“ Sehnsuchtsort oder von der romantischen Zuflucht, den Garten- und Parkanlagen der sogenannten „dritten Natur“. Künstlergärten sind modellhaft an der Schnittstelle von Kunst und Öffentlichkeit platziert. Die „vierte Natur“ bietet Orte zum Ausweichen, an denen man vor der eigenen Haustür die eingefahren Spuren verlassen und jenseits jeglicher Nützlichkeitsmaxime das Eingedenken pflegen kann. Es sind „eigensinnige“ Orte im Sinn von Alexander Kluge und Oskar Negt; Plätze, wie geschaffen für die Ausdehnung des „ozeanischen Gefühls“5 , dieses zum Überleben notwendigen Gefühls, das unter den Bedingungen von Effizienzsteigerung und Flächenoptimierung verloren geht.
III Die Natur
Natur wurde als „Technik“6 oder wird heute als Netzwerk7 interpretiert. Auf den ersten Blick erscheint dies widersinnig. Bioethik schiebt sich vor den Umriss von natura.
Vor allem bestimmt die Verwertung, letztlich also das Kapital den Naturertrag. Die Gesamtheit der Flora und Fauna, einstmals direkte Umgebung des Menschen, ist inmitten einer zügig voranschreitenden, Raum fressenden Urbanisierung nur noch als gefährdetes Environment erfahrbar. Die Natur soll sich einfügen in den Rhythmus von Maschine und Vermarktung.
Dazu muss man zuerst zertifizieren; im zweiten Schritt mutiert dann der Baum zum „nachwachsenden Rohstoff“, der von Walderntemaschinen, sogenannten Harvestern, für die Hackschnitzelproduktion gleich mit der Wurzel zusammen ausgerissen wird, wobei man wohl bemerkt, dass Bäume heute nicht mehr schnell genug wachsen, um den Harvester zeitgerecht abzahlen zu können – und übersieht, dass man zusammen mit dem Wurzelwerk auch die komplexe Lebensgemeinschaft des Wurzelraums vernichtet.
Das Environment ist gefährdet, wann immer es den Regeln der industriellen Verwertung im Wege steht. Auf den Wiesen der Customer Experience Center, der Freianlagen großer Konzerne, sprießt jahreszeitliche Dekoration minutengenau unter der Intensivpflege der Gärtner, die sich auf wetterunabhängige Termingeschäfte eingelassen haben und den Blüherfolg schulden. Die Intention der Bauherren und Nutzer ist vielschichtig, doch hinter der Werbung mit Rekreation, Information, Freizeit und Gesundheit steht im Grunde unverhohlen die Animation zum Konsumieren.
Solcherlei Orte im Privatbesitz haben inzwischen die Aufgabe übernommen, die stark regulierten gesellschaftlichen Bezüge auf ein Mindestmaß an Verbundenheit zurückzuführen: An „Bundesstränden“ treffen sich Arbeitskollegen zur „after work party“, zum Barbecue mit Eventcharakter. „Center Parcs“8 und Themengärten stehen für eine Freizeit-Paradies-Vorstellung. Zugleich sind ihre Zäune Mittel, dem Naturbedürfnis eine Dimension von Umsatz unterzuschieben, ihm gewissermaßen einen Natur-Zoll abzuverlangen, der mittels touristischer Zusatzangebote eine Rechtfertigung erfährt.
Das Paradies wird seit Jahrtausenden schon als „Ort innerhalb einer Einfriedung“ beschrieben, wobei das Bild unscharf zwischen Räumlichkeit und mythisch-geistigem Ort changiert und die Grenze in jedem Fall eine unschuldige Natur umschließt. Unter der Regie cleverer Naturvermarkter aber entstehen auf die Größe von Gärten reduzierte Subkontinente aus der Retorte, „idyllische“, übertypisierte, manchmal geradezu ideologische Landschaften. Wer diesem Gedanken nicht folgen will, möge sich das Vittoriale9, eine von dem Dichter Gabriele d´Annunzio vor 100 Jahren erdachte „politische Landschaft“10 bei Salò am Gardasee ansehen.
Wohin treibt uns die Rede von einer zweiten, dritten oder gar vierten Natur?11 Dazu ist ein kurzer Blick in die begriffliche Ideengeschichte der „zweiten Natur“ notwendig. Der eine Strang der Begriffsverwendung, beginnend mit Aristoteles in der Nikomachischen Ethik12 und aktuell in die Debatten um das „Anthropozän“ mündend, beschreibt eine vom Menschen selbst geschaffene Sphäre. Die zweite Lesart ist politisch inspiriert: Ursprünglich von Georg Lukács13 als Bild der „Sinnentleerung“ aufgebracht, zieht sie sich später wie ein roter Faden durch die Schriften von Max Horkheimer und Theodor Adorno14, dort eng verbunden mit dem Wort von der „Welt als Ware“.
In der Dialektik der Aufklärung stellen die Autoren die These auf, dass der einst mythische Zugang zur Welt zwar rational aufgeklärt worden sei, jedoch schlage mit stufenweiser Vervollkommnung der Naturbeherrschung Aufklärung selbst in Mythologie zurück. Der hochverdichtete philosophische Text, 1939 bis 1944 unter dem Eindruck von Faschismus und Exil in den USA entstanden und dort durch die Konfrontation mit der amerikanischen Kultur geschärft, ist mehr als nur eine Abrechnung mit denen, die von den Autoren für den Verlust der abendländischen Werte verantwortlich gemacht werden. Die Dialektik der Aufklärung ist wohl die bis heute radikalste Kapitalismuskritik. In der „zweiten Natur“ ist bildlich gefasst, wie die Sehnsucht der Menschheit nach „Naturbelassenheit“ von der Industrie auf bigotte Art zum Geschäft gemacht wird. Etwas „Echtes“ kann ihnen die Industriekultur nicht bieten, weil dies keine interessante Rendite verspricht. Was daraus erwächst, könnte man einen „Abzug“ von Natur nennen: das, was übrig bleibt, wenn alles immer wieder mit dem Kosten-Nutzen-Rechner traktiert wurde.
Auch die Demokratie und ihre Verwaltung als Auftraggeber gehorchen dieser monetären Logik. Die Herausforderung, wenn alles immer wieder durch Gremiensitzungen geschleust, zur Richtlinie geformt und schließlich zur Rechtfertigung des Einsatzes von Steuermitteln als partizipativ deklariert worden ist, besteht darin, integrative Lösungsansätze zu suchen.
Orte, die aus solchen Vorgaben erwachsen, lassen – man möchte sagen „naturgemäß“ – nur eine gewisse Nähe zu Natur zu. Doch Natur tendiert natürlicherweise zur Grenzüberschreitung. Landschaftsarchitekten, die durch ihre Intuition an diesem Ungebändigten und Grenzüberschreitenden teilhaben, sich an ihm orientieren, sind Visionäre im Labor der Zukunftsforschung, müssen und können Zeitgeist und Wandel erkennen und „Innovationen“ einführen, solche, die nicht notwendig dem Gesetz des Wachstums nach marktwirtschaftlicher Logik unterliegen. Hier überschneidet sich das Tätigkeitsfeld der Landschaftsarchitekten mit dem der Erbauer der „vierten Natur“, den Künstlern.
Innerhalb der Grenzen einer alle Bereiche umfassenden Normierung und Regulierung der Planung und der damit verbundenen Verrechtlichung aller Arbeitsbereiche entkommt der Planende kaum seinen Verpflichtungen im Alltag. Was bleibt, ist – ein hehres Ziel – sich die individuelle Freiheit im Schaffen zu bewahren und im Widerstand das Alltägliche mit dem Schönen und Richtigen zu überwinden. Mit etwas Fortune kann das Außergewöhnliche erreicht werden. „Was wir uns davon erhoffen, ist die Wirkung und Macht des Beispiels“.15
Gedankliche und gebaute Grenzen – man denke nur an die Erzählung über die Vertreibung aus dem Paradies – setzen jeder Freiheit Grenzen. Doch Grenzen können und sollen verschoben, überwunden werden. Landschaft in ihrer Ganzheit ist grenzenlos, die Grenzen von Orten, ob erdacht oder gebaut, stehen immer zur Disposition. Konzepte können Freiheiten schaffen und Grenzen überwinden helfen.
IV Die Pflanze
In der Landschaft charakterisieren die Pflanzen den Raum, den Ort. Stadtlandschaften sind heterogen mit „Grün“ ausgestattet. Während in den Anfängen der Urbanisierung den Pflanzen zumeist wenig oder kein Raum zugestanden wurde, änderte sich dies im Zuge des Entstehens städtischer Agglomerationen, da festgestellt wurde, dass das Fehlen von Vegetation die Lebensqualität erheblich einschränkt.
Die Bepflanzung des öffentlichen Raumes steht in einer vielfältigen Wechselwirkung mit der mineralischen Stadt. Zunächst standen bei der Anlage der Grünflächen funktionale Aspekte im Vordergrund, man stellte fest: Pflanzungen in Städten spenden Wohlfahrt. Neben ökologischem und sozialem Nutzen ist auch die Verschönerung der Stadt durch Parkanlagen und Alleen eine Aufgabe. Diese Wohlfahrtswirkungen werden durch die Bedeutung der Pflanze in Wissenschaft und Medizin ergänzt. Pflanzen sind also „Heilmittel“ in vielerlei Hinsicht.
In jeder Epoche und Gesellschaft entwickelte sich eine ganz eigene Pflanzenverwendung. Sorten- und Artenwahl, Inszenierung von Habitus und jahreszeitlichen Entwicklungen, auch artifizielle Aspekte sind immer charakterbildend, sprechen für Zeit und Ort. Beim zeitgenössischen Entwerfen soll eine reflexive und individuelle Sicht bei Auswahl und Erzählweise der Pflanzen das Entstehen authentischer, identitätsstiftender Orte ermöglichen. Es ist die Aufgabe der Landschaftsarchitekten, die unendlichen Verwendungsmöglichkeiten der Pflanze auszuschöpfen. Auch Wachstum, Alterung, Aufwuchs und Pflege müssen genau geplant werden, denn die sich natürlicherweise wandelnden Szenarien schreiben die Geschichten über den Ort weiter.
Bilder einer Landschaft, eines Gartens öffnen immer einen Blick für den Lauf der Zeit. Die Fähigkeit, wechselnde Perspektiven, Formen, Farben, Strukturen zu sehen, einen alten Baum zu bewundern, erhält sich der Mensch, wenn Natur und Kunst sich in großen Landschaften verbinden. Beim Betrachten entfaltet sich die Magie der Landschaftsmalerei; das Alltägliche verflüchtigt sich im zeitlosen Moment.
Die Pflanze und das mit ihr geschaffene Bild von Garten und Landschaft lebt mit den Jahreszeiten, sie altern und vergehen, machen erneut Platz für die „Schritte und Blicke... weit jenseits in Zeit und Raum“.16
V Der Auftrag
Aus Umfragen und Untersuchungen, die sich mit den Erwartungen der Bürger an Stadt und an öffentlichen Raum beschäftigen, geht hervor, dass der Park – also der Bereich der Nicht-Stadt inmitten der Stadt – mehr denn je ganz oben steht, in jeder Altersgruppe oder Bevölkerungsschicht. Alle wünschen sich großzügige Naturräume, Parks, Gärten. Doch jeder stellt sich darunter etwas anderes vor. Für die Landschaftsarchitekten geht es also auftragsgemäß um identitätsstiftende und prägnante Konzepte für öffentlichen Raum und Stadtbild unter Einbeziehung der Wünsche der Bürger.
So soll das Neue immer dem Ort entsprechen. Antworten der Landschaftsarchitektur berücksichtigen heute weitgehend partizipatorische Prozesse. Sie reflektieren die Ansprüche aller Beteiligten ebenso wie ethische, naturwissenschaftliche und ökologische Aspekte. Die entwickelten Konzepte sollen selbstverständlich nachhaltig sein. Doch in der Praxis scheitert gerade dies häufig an der Realität des Planens. Die gesellschaftlichen Bedingungen müssen die Freiheit der individuellen Entscheidung jedoch nicht zwangsläufig einschränken. Vielmehr können die Rahmenbedingungen beim Arbeiten am Projekt dem Entwerfenden als prinzipielle Orientierungen dienen.
Immer wieder geht es dabei auch um Rückbesinnung auf verlorengegangene Werte der Disziplin Landschaftsarchitektur: um die Wiederaneignung sinnlicher Gestaltungsregeln und das Auflösen des falsch verstandenen Gegensatzes zwischen Ästhetik und Nutzbarkeit. Die Kenntnis der Kulturgeschichte bildet eine profunde Basis sowohl für traditionsbewusste Konzepte und magische Bilderwelten, als auch für innovative Komposition, zeitgenössische Formensprache und Symbolik.
Die Geschichte der Gartenkunst enthält ein ganzes Arsenal klarer Formen und Kompositionsregeln. Selbst Grundelemente der funktionalen und sinnlichen Gestaltung, wie die Achse, der Raum, das Relief oder der Hain, werden in ihrer Bedeutung vom Besucher einer gestalteten Anlage meist nicht-bewusst wahrgenommen. Gartenkunst ist ein Teil unserer Kulturgeschichte.
So haben die Gärten der italienischen Renaissance und des Barock ein völlig anderes Erscheinungsbild als die Landschaftsparks im England der Aufklärung oder die amerikanischen Landschaftsparks von Frederick Law Olmsted; trotzdem gibt es – in zeitlichen und geografischen Varianten – klare Formen und Gestaltungsregeln, die immer wiederkehren: von uns wahrgenommen, interpretiert und transformiert.
Nur eine ästhetische Präzision und jene Konzepte, die genügend Raum lassen sowohl für formale Stringenz wie für informelle Durchdringung und darüber hinaus die Möglichkeit in sich bergen, nachhaltig reguliert zu werden und sich in den städtebaulich-architektonischen Stadtraum einflechten zu lassen, sind im gestalterischenKontext von Bedeutung.
Niemand wird mehr auf die Idee kommen, in der Stadtplanung eine Allee oder einen Boulevard als maßgebliches städtebauliches Element grundsätzlich in Frage zu stellen. Sie werden völlig selbstverständlich als stadtbildprägend wahrgenommen. Magistralen sind ein wichtiger und nicht wegzudenkender Bestandteil des öffentlichen Raumes. Magistralen bestimmen ihr Umfeld, stellen gesamtstädtische Beziehungen überhaupt erst her und sind als Kontrast und Rückgrat für städtische Quartiere unverzichtbar. Gartenkunst ist Städtebau. Landschaftsarchitektur vertritt den landschaftlichen Ort, auch Stadt ist Landschaft. Der Genius Loci, die Schichtungen und Setzungen erzählen Geschichten, die es mit der Planung immer weiterzuerzählen gilt, denn in der Vielschichtigkeit des Einzelnen steckt die Magie des Ganzen. „Site-seeing“ (nach Frederick Law Olmsted), die Betrachtung, obliegt jedem individuell.
Das ästhetische, ökologische und soziale Konzept, das der Landschaftsarchitekt entwickelt, muss heute vielfältige Parameter berücksichtigen. Solch ein Konzept muss idealerweise bei Planung und Ausführung bis ins Detail standhalten und auch unter dem Einfluss der Technik, der Macht von Politik und Budget sowie der Hierarchisierung aller beteiligten Disziplinen muss es das Ziel sein, die Arbeitsergebnisse der Landschaftsarchitekten nicht verwässern zu lassen. In der Tradition der Geometer und der Landschaftskünstler der Aufklärung, die seit der frühen Neuzeit grundlegend an den Masterplänen der europäischen Landschaften und Städte mitwirkten, ist die Landschaftsarchitektur geradezu verpflichtet, selbstbewusst und fordernd die Interessen einer ganzheitlichen Planungskultur zu vertreten.
Damit Freiraum nicht weiterhin vornehmlich auf eine ergänzende Funktion bei der Planung reduziert wird, müssen wir die Arbeiten unserer Profession so veröffentlichen, dass die Ansprüche, aber auch die Leistungen von Natur und Landschaft gesellschaftlich wahrgenommen werden.
VI Die Magie
Es ist in diesen Jahren viel Aufhebens gemacht worden um den Beginn einer neuen erdzeitlichen Epoche, des sogenannten Anthropozäns. Erstmals sei im 21. Jahrhundert in den Blick gekommen, dass der Mensch mehr sei als nur ein Oberflächenbewohner, der die Erde zuweilen jucke wie ein lästiges Insekt. Man konstatiert, dass der Mensch „zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist“17, das Ambiente „nachhaltig“18 beeinflusse und zu einem „geologischen Faktor“ werde.
Man muss schon ziemlich viel Weisheit und Wissen aller sogenannten Naturvölker nachhaltig ignorieren, um dies als neu zu empfinden. Aber dennoch bleibt es eine der zentralen Fragen: „Wie weitermachen?“Was kann die zeitgenössische Landschaftsarchitektur zu dieser Frage und darüber hinaus zum Überleben unserer Kultur beitragen und diese dabei einen weiteren Schritt in die bessere, die nachhaltige Richtung verändern?
Der Leitbegriff „Aufklärung“ weist eine Richtung – der Begriff „Magie“ scheint in die Gegenrichtung zu weisen. Wie verbinden sie sich?
Die Forstwirtschaft als Untersystem der Landwirtschaft – wahrscheinlich des raumgreifendsten naturgestaltenden Prinzips auf der Erdoberfläche – hat sich schon lange mit der Nachhaltigkeit befasst: als forstwirtschaftliches Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann. Inzwischen hat sich eine umfassendere Begriffsverwendung von Nachhaltigkeit durchgesetzt als „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann“19.
In der Garten- und Landschaftsarchitektur tritt neben dies Bereitstellen das Gestalten. Das Material, mit dem gestaltet wird, ist zu einem großen Teil die Natur selbst, die Pflanze. Zugleich ist das prägende Merkmal und Kriterium der Qualität der ästhetische Eingriff, die Gestaltung, ein Prinzip, das der Natur selbst fremd ist oder „im Auge des Betrachters“ liegt. Durch Gestaltung entsteht, als Mischung aus Glück, Geschick und Freiheit, im besten Fall der „magische Ort“, jene Qualität, die das Anthropozän bisweilen zum Verschwinden bringt.
Doch schon Ernst Haeckel wusste vor fast genau 150 Jahren: „Da die Ausbildung des Menschen und seiner Kultur mächtiger als alle früheren Vorgänge auf die organische Welt umgestaltend einwirkte, und da sie vor allem dieses jüngste Zeitalter charakterisiert, so könnte man dasselbe auch die Menschenzeit, das ... anthropozoische Zeitalter nennen.
Es könnte allenfalls auch das Zeitalter der Kulturwälder heißen, weil selbst auf den niederen Stufen der Kultur ihr umgestaltender Einfluß sich bereits .... in der Physignomie der Landschaft bemerkbar macht.“ 20
Daher ist die Frage, die diesen Text leitet, so zu beantworten: Der Landschaftsarchitekt kann einen Ort gestalten, so wie eine jede Anlage durch die Hand ihres Schöpfers gestaltet werden kann. Dessen Aufladung mit Magie ist jedoch nicht planbar. Sie erfordert wesentlich die aktive Teilnahme der Nutzer. Das Wort Magie stammt vom alt-iranischen Wort mager ab und bedeutet „können, vermögen, helfen“. Zur Wortfamilie gehören auch „Macht“ und „Maschine“. Wenn ein Entwurf eines Landschaftsarchitekten im Sinne dieser Wortgeschichte das Vermögen erhöht, der Gesellschaft bei ihrer Lebensführung und Sinnfindung zu helfen, dann erscheint klar: Ja, die Landschaftsarchitektur kann magische Orte schaffen.
Dabei sind die Methoden der Kreation, Teamwork und Toleranz ebenso wichtig für das Gelingen, wie die formalen Entscheidungen, die die gestaltete Landschaft vor der Gefahr des Konformismus bewahren und dem „Nutzer“ der Landschaft die Chance geben, sich und das System, in das er umfassend eingebettet ist, kritisch zu ventilieren.
Um die Magie als ein Medium einer Haltung zum, einer umfassenden Erholung vom und einer Überwindung des „Falschen“21 begreifen zu können, müssen Landschaftsarchitekten statt künstlicher Paradiese neue Wilderungen zum Thema machen.
Berlin, 2014
[1]Emile Zola: La faute de l’Abbé Mouret,1875, deutsch: Die Sünde, Band 5 des 20-bändigen, gesellschaftskritischen Zyklus‘ Die Rougon-Macquart.
[2]Provençal für "Paradies".
[3]https://de.wikipedia.org/wiki/Genius_loci letzter Zugriff 10.11.2014.
[4] Brigitte Franzen, Die vierte Natur. Gärten in der zeitgenössischen Kunst, Köln, 2000.
[5] „Ein Gefühl, das er die Empfindung der Ewigkeit nennen möchte, ein Gefühl wie von etwas Unbegrenztem, Schrankenlosem, gleichsam Ozeanischen.“ Sigmund Freud, Das Unbehagen in der Kultur, Wien, 1930.
[6]Immanuel Kant, "Einleitung in die Kritik der Urteilskraft (Erste Fassung, 1914), in: Werkausgabe in 12 Bänden, Band X: Kritik der Urteilskraft, Berlin, 1974.
[7] Hartmut Böhme, Netzwerke. Eine Kulturtechnik der Moderne, Köln, 2004, S. 17-36.
[8]https://en.wikipedia.org/wiki/Center_Parcs, letzter Zugriff 4.11.2014.
[9] https://en.wikipedia.org/wiki/Vittoriale_degli_italiani, letzter Zugriff 4.11.2014.
[10] Martin Warnke, Politische Landschaft, München 1992. Warnke zeigt sehr bildreich, wie sich die Vorstellungen und Wahrnehmungen von Landschaft und Natur im 20. Jahrhundert „politisiert“ haben. Von der Be- und Eingrenzung der „freien“ Natur bis zu ihrer aktiven Veränderung, von der Geschichte des Gartens bis zu metaphorischen Bildungen, immer musste die Landschaft dafür herhalten, vermessen und besetzt zu werden. Aber dieser eindeutigen Tendenz steht eine andere entgegen: dass wir Landschaft auch immer noch als ursprüngliche sehen (wollen).
[11] In diesem Zählsystem steht die dritte Natur neben der wilden ersten und der landwirtschaftlich genutzten zweiten Natur. Die „dritte Natur“ ist ebenfalls - mit Verweis auf den italienischen Humanisten Jacopo Bonfadio - ein Beschreibungsmodell für die künstlichen Landschaften eines Gartens. „So ist es Menschenhand zu danken, dass die Natur zusammen mit der Kunst derselben wesensgleich geworden und aus beiden eine dritte Natur entstanden ist“ (Jacopo Bonfadio di Gazana, ca. 1540).
[12] Entstanden ca. 350 v Chr., dient der Begriff bei Aristoteles als Bild für die Gewohnheiten: „Denn es ist immer noch leichter die Gewöhnung umzubilden, als die Naturanlage... ist doch auch der Grund, weshalb die Gewöhnung schwer zu ändern ist, eben der, dass sie zur zweiten Natur geworden ist.“ 200 Jahre später bringt es Cicero auf den Punkt, indem er sagt: Die Gewohnheit ist sozusagen eine zweite Natur.
[13] „Aber während die erste Natur sinnerfüllt ist und das Subjekt sich in ihr wiederfinden kann, ist die zweite Natur sinnentleert, dem Menschen entfremdet.“ Georg Lukács, Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik. Neuwied, 1963, S. 61ff..
[14]Theodor W. Adorno, „Die Idee der Naturgeschichte“, Vortrag 1932 vor der Frankfurter Kant-Gesellschaft gehalten.
[15] Peter Josef Lenne, Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in den Königlich Preußischen Staaten, Zweiter Band, Verlag August Rücker, Berlin, 1826, S. 165.
[16]Jean-François Pousse, Quelle unbekannt.
[17]http://de.wikipedia.org/wiki/Anthropozän, letzter Zugriff 10.11.2014.
[18]http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit, letzter Zugriff 10.11.2014.
[19]http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit#Begriffsgeschichte, letzter Zugriff 10.11.2014.
[20]Ernst Haeckel, Natürliche Schöpfungsgeschichte, entstanden ab 1868, in: Gemeinverständliche Werke, Bd. 2, Leipzig 1924, S. 17
[21]„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Theodor W. Adorno, Minima Moralia, Gesammelte Schriften 4, Frankfurt/M., 1997,S. 43.
I Brands and places
“A rabid fury seemed to impel her to overthrow whatever the effort of man had created.” This is how Emile Zola somewhat para doxically describes nature in his novel Abbé Mouret’s Transgression,1 when his protagonist first sets foot in the wondrous and beautiful wilderness that is the garden of “Paradou”.2 Zola, of course, would not be the social critic and humanist we know him as were he merely describing the beauty of a special place. For Zola, Paradou is a meta phor for a place that – alhough paradoxically protected by a wall – represents an escape from the confines of everyday life and the constraints of rules and prohibitions: it is a place of refuge, of reflection and of awakening.
The wall, however, has a hole, and it is through this that “reality” spills into the garden. Herein lies the root of the ever-present paradox that we continually strive to reconcile and that through nature, in its perpetual urge to proliferate, to break free of the tending hands of its carer, takes on a magical quality. The garden as a place of creative contradiction or – one could also say – as the seeding ground of everyday life.
Even the name of our profession is a contradiction in terms – landscape and architecture – that need to be reconciled. An archi tect designs and then constructs a completed building ready for use. It is generally at its most beautiful when new, pristine and intact. Over time, as it ages, it needs repairs and at some point must be upgraded to meet changing requirements. Landscape, on the other hand, unfolds gradually. It is laid out, then grows continually; it does not age, but becomes ever more beautiful, in some cases reaching its full splendour only when its “creator”, the landscape architect, is long gone.
How do such places develop over time? Is it possible to “design” the effect they have? Can landscape be planned, steered, shaped or “made”? Or does it just “happen”? How does the genius loci, the quality that makes a place distinct and exceptional, arise when we are unable to plan it precisely? Is it the product, like all things “natural”, of a mixture of chance and luck? Can the “spirit of the place” perhaps only emerge from the care and shelter of a guardian spirit, as the people of Antiquity believed? How then does such a “hallowed place” support to be related to its profane surroundings? Is that the reason why walls were always built around gardens? These somewhat poetic questions attempt to get to the heart of what landscape architecture is.
The term genius loci also denotes the “built preconditions and characteristics of a place that are defining for its later design. Every plot has a specific position and situation within its environment, and it is from this that it derives its particular quality, value, character and potential function.”3 What role then do “position and situation” play in the work of landscape architects?
For us, for our way of working, this means we cannot fall back on a particular style or brand signature. Brand-driven designs are invariably imposed on a place. We, on the other hand, believe that each design should begin anew, that we must draw from and relate to each place on its own terms in order to do it justice. Design styles and brands are limiting, constraining: they work against the freedom that we are always trying to reinvent and enable.
This is why we have to reject a brand approach. Instead, we have embraced a rule from the field of product design: “Be simple, striking and explicit.” The art here lies in resolving the many com plexities that arise from the place, the commission, and the history and style of the period: the ability to distil com plexity into a clear expression.
Commissions come in different shapes and sizes: private homeowners and public institutions think differently and have different wishes. Every project has its own different aspirations, requirements and objectives. What interests us in particular is the tension between the commission and the “material” with which it is realised.
For example, we have always been interested in how trees stand. Trees, whether planted solitarily, in avenues or in groves, remain for a long time, defining their surroundings. When we plant trees, we think of how they might be some 300 years from now, when the garden around them has long disappeared, per haps replaced by another that takes the trees as its starting point. We think of how they will continue to live when our project is gone, producing oxygen, stabilising the local climate, defining or marking some route or public space that is yet to be. As such, every work of landscape architecture embodies the passage of time and is in turn an expression of longing: a symbolic return to “Paradou”.
The quality of a public space, the rich variety of activities we have accommodated in its design, the stimulation these bring – that is what we aim for. Hence our plea to continually push boundaries, to try things out, to take liberties – and not to focus on building up a brand.
II
Paradise
Europeans experience landscape as designed space. The artificial paradises produced today – the South Seas recreated in disused aeroplane hangars, Antarctic zoos in former industrial works, even the fenced-in forests of the Czech Republic left to grow wild and untended since the 17th century – serve to confirm this impression. No single square metre of this continent has been left unturned. Those visiting the 2000-year-old larches in the Val d’Ultimo in South Tyrol discover that these trees, like practically every tree in Europe, have at some point been felled and replanted by human hands. From the greatest sylvan giant to the tiniest microorganism, nothing has remained as it once was. This is what makes those wayside places that have fallen back out of the bounds of planning, cultivation and development so inter esting. These are the only places where plants still proliferate unhindered. These wilderness wastelands, as one might call them, are where nature is reappearing, reclaiming its lost dream of free growth.
Another contemporary approach to reclaiming nature is described by the concept of “fourth nature”, a term coined by the garden architecture theorist Brigitte Franzen4 that refers back to the 2000-year-old discourse on “second nature”. She uses the term to describe the gardens created by artists such as Derek Jarman, Jenny Holzer, Paul McCarthy and Fischli/Weiss – places that consciously distance them selves from natural idylls or the romantic natural landscapes of parks and gardens, the so-called “third nature”. These artists’ gardens sit demonstratively at the inter section between art and public space. Franzen’s “fourth nature” denotes places for stepping away from the everyday, places of no particular purpose where, on stepping out one’s front door, one can depart from the trodden path and abandon oneself to reflection or remembrance. They are what Alexander Kluge and Oskar Negt might call “idiosyncratic places”, places in which to lose oneself to the “oceanic feeling”,5 that psychological feeling of boundlessness that has grown so scarce in our age of efficiency and optimisation.
III
Nature
Nature has been variously interpreted, in the past as “technic”6 and more recently as a network.7 At first glance, this seems pre posterous. Bioethics is obscuring our vision of natura.
More than anything, it is the exploitation of nature, its promise of capital gain, that determines its value. The rate at which today’s urbanisation processes consume land is such that the flora and fauna that were once part of our immediate natural surroundings can now only be experienced as endangered natural habitats. Nature has been made to surrender to the rhythm of machines and commercialization.
The first step is certification. Then the tree is recast as a “re newable raw material”, which is duly ripped out of the ground, roots and all, by so-called wood harvesters. This is done regardless of the fact that the trees cannot be regrown fast enough to pay off the cost of a harvesting machine within its loan period. And with the removal of the trees and their roots, the complex natural habitat of the root zone is destroyed.
The environment is endangered wherever nature stands in the way of commercial exploitation. Every season, the lawns of customerexperience centres and the grounds of large companies are restocked with seasonal planting, timed to perfection by armies of gardeners contractually obligated to guarantee that the flowers blossom whatever the weather. While the motives of buyers and users are many and varied, the advertising promoting leisure, information, recreation and health is ultimately interested in little more than encouraging consumerism. Locations of this kind in private hands have taken it upon themselves to further reduce already strongly regulated social interactions to a minimum level of commitment: work colleagues gather at beach bars for after-work parties and event-style barbecues. “Center Parcs”8 and other themed gardens present themselves as personal leisure paradises. Their fences are in effect a means of monetising access to nature: in essence a concealed tax on nature made to look legitimate through the provision of one tourism offering or another.
For thousands of years, paradise has been portrayed as “a place inside an enclosure”, sometimes as a definite space, sometimes as a mythical, spiritual place, often as something in between. In all depictions, that which is enclosed is untouched. Clever marketers have latched onto this idea, creating artificial reproductions of subcontinents distilled down to the size of a garden: “idyllic”, often stereotyped and sometimes downright ideological landscapes. An example that should serve to dispel any doubt is the Vittoriale,9 a garden near Salò on the shores of Lake Garda conceived as a “poli tical land scape”10 over 100 years ago by the poet Gabriele d’Annunzio.
Where does the idea of a second, third or even fourth nature take us?11 To answer this, we must first briefly reconsider the history and terminology of the idea of “second nature”. The first meaning can be traced back to Aristotle’s Nicomachean Ethics,12 where it denotes an environment shaped by human intervention. This use persists today, for example in the concept of the “Anthropocene”. The second sense has a political undercurrent: posited originally by Georg Lukács13 as an image for the “loss of meaning” and the emptiness of the modern world; it is an idea that recurs repeatedly in the works of Max Horkheimer and Theodor Adorno,14 particularly in association with their deliberations on the “commoditised world”.
In the Dialectic of Enlightenment, Horkheimer and Adorno hypothesise that we have gone from understanding the world through myth to understanding it through scientific reasoning, but that the more perfect the “enlightenment” of reason becomes, the more it reverts to mythology. Written from 1939 to 1944, their philosophical exposition was informed by the era of fascism, as well as by the authors’ own confrontation with American culture during their exile in the United States, which served only to heighten the incisiveness of their critique. The highly complex philosophical text is more than just a reckoning with those that the authors held responsible for the degeneration of Western values: the Dialectic of Enlightenment remains probably the most radical critique of capitalism ever published.
Here, the concept of “second nature” is a figurative por trayal of how human longing for “unspoilt nature” has been instrumentalised by industry for the bigoted interests of commerce. In the industrial age, we can no longer expect to experience some thing “real”, because it offers no attractive return. All that remains once it has been subjected to successive cost-benefit calcula tions is what one could call a “facsimile” of nature.
By the same measure, democracy and the political admin istration as its agent are likewise subject to this monetary logic. When everything has to pass through countless committee reviews, to be shaped into regulations and declared to be participatory, which in turn justifies the expenditure of taxpayers’ money, the challenge lies in finding integrated, holistic approaches.
The places that arise out of such constraints can only – naturally, one might say – be an approximation of nature. Nature, however, has a natural tendency to disregard boundaries. Landscape archi tects share, through their intuition, this predisposition for the untamed, for breaching boundaries. They are visionaries researching the future. By recognising the spirit of the times and the changes ahead, they have the capacity and indeed obligation to introduce “innovations” of the kind that do not necessarily adhere to the principle of growth defined by market mechanisms. And it is here that the work of landscape architects intersects with that of artists, the creators of the “fourth nature”.
Within the boundaries of a system in which practically all aspects of planning and professional practice are governed by norms and regulations, it is hard for planners to do more than fulfil their professional obligations. What planners must strive for – and it is a high ideal – is to retain a sufficient degree of personal freedom in their work and to resist and confront the everyday with what is right and beautiful. In fortuitous circumstances, it may just be possible to achieve something exceptional: “What we may hope for is the impact and power of the example.” 15
Boundaries, mental or physical – one need only think of the tale of the expulsion of Adam and Eve from the Garden of Eden – limit any kind of freedom. But boundaries can and should be pushed beyond and overcome. The landscape as a whole is boundless, and the boundaries of places, whether concrete or notional, are always open for discussion. Concepts have the capacity to set things free and help to overcome boundaries.
IV
Plants
In landscapes it is plants that characterise a space or place. The urban realm is endowed with all manner of “green”. In the early days of urbanisation, little or no attention was given to plants, but as urban agglomerations began to expand, this changed. People became aware that a lack of vegetation severely limited their quality of life.
The relationship between the fabric of a city and its planting is diverse and varied. Initially, the planting of green areas served primarily functional purposes: plants were seen as good for the welfare of the people. Alongside the ecological and social benefits, parks and avenues also helped make cities more beautiful. This welfare aspect was also supported by the importance of plants for science and medicine. Plants are therefore “healing” in many respects.
Each epoch and society developed its own use of plants and planting. The species and varieties, their respective dispositions and seasonal development – as well as artificial aspects – contribute to the character of a place and speak of a particular time and place. Contemporary designs often employ a reflexive and individualistic approach in the choice of plants and the narratives they tell, allowing more authentic places to develop and contribute to local identity.
It is the landscape architect’s task to take advantage of the myriad ways in which plants can be used. Likewise, their growth, ageing, expansion and management need to be planned as these naturally changing scenarios continue to narrate the history of a place over time.
The images within a landscape or a garden engender an awareness of the passage of time. Through the combination of art and nature in an expanse of landscape, people become aware of changing perspectives, forms, colours and structures; they stop and admire the beauty of a mature tree. The landscape acquires some thing of the magical quality of a painting, and everyday concerns are banished in a moment of timelessness.
Plants and the garden and landscape images they form change with the seasons, age and decay, and make room once again for the “passages and views … far ahead in time and space”.16
V
The commission
Surveys and studies of citizens and their expectations of their cities and urban environments show that parks – those parts of the city that are not city – are, more than ever, greatly cherished by all ages and social groups. Although everyone wants spacious natural environments, parks and gardens, each person has a differ ent idea of what they should be. Landscape architects are com mis sioned to create coherent concepts for public spaces and the urban townscape that strengthen local identity and incorporate the wishes of the citizens.
The intention is that a new addition should correspond to its place. Landscape architecture today widely accommodates participatory processes. It reflects the interests of all stakeholders and takes into account ethical, natural, scientific and ecological concerns. And, of course, it should also be sustainable. In practice, however, these good intentions often founder when confronted with the realities of the planning process. But designers do not have to see social conditions as restrictions on their freedom and individual judge ment. These parameters can instead serve the designer as a general orientation for the project.
A recurrent aspect is the call for a return to the lost values of landscape architecture: a revival of sense-oriented design approaches and the burial of the age-old false opposition of aesthetics and utility. A working knowledge of cultural history is a profound basis for developing concepts that both respect tradition and magical imagery and make for innovative compositions, contemporary formal expres sion and symbolism.
The history of garden art holds in store an entire arsenal of clear forms and compositional principles. Visitors to designed gardens take in the basic functional and sensory elements of garden design – an axis, space, topographic relief or a grove – without so much as a second thought. Garden design is ingrained in our cultural history. While the appearance of Italian Renaissance or Baroque gardens is entirely different from that of Enlightenment-era English landscape gardens or the American landscape parks of Frederick Law Olmsted, they still share certain key recurring formal themes and compositional principles – with geographic and temporal variations – that we recognise, interpret and transform.
To be relevant, designs must be precise in their aesthetics and offer concepts that are open enough to accommodate both formal rigour and informal infiltration. They must be able to sustain change over time and must be compatible with the urban and architectural
fabric of the city.
Key urban design elements, such as avenues and boulevards, are so familiar that we no longer call them into question. We see them for the elements of the townscape that they are. Primary axes and main roads represent an important and fundamental part of public space. They determine the character of their immediate surroundings, connect different parts of the city and serve as a backbone and contrast that is so vital for urban quarters. Garden art is urban design. Land scape architecture is about places in the landscape, and the city is also a landscape. The genius loci, the strata and sediment tell stories that a new design should pick up on and carry forward: it is from the many-layered complexity of each individual situation that the magic of the whole springs. How we see our environment – “siteseeing”, as Frederick Law Olmsted would have it – is a matter of personal perspective.
Nowadays, the aesthetic, ecological and social concept that a landscape architect develops has to take into account many diverse parameters. Ideally, the concept must be strong enough not only to stand up to scrutiny in the subsequent planning and realisation phases, but also to survive the interventions of politics, budget constraints, and the hierarchical division of labour among the disciplines without being watered down. Following in the tradition of the land surveyors and landscape artists of the Enlightenment, who made fundamental contributions to the masterplans of Euro pean landscapes and cities, landscape architecture has an obligation to assert and uphold the interests of a holistic planning culture.
For open space to be accorded more than an ancillary function, our profession has an obligation to assert and uphold the interests of a holistic planning culture in such a way that society recognises the needs of nature and landscape and what they can contribute.
VI
Magic
In recent years, there has been much talk of the beginning of a new geological epoch, the so-called Anthropocene. It is presumed that only now in the 21st century we have finally conceded that humans may be more than mere dwellers on the earth, occasionally pricking its skin like bothersome insects. The experts postulate that humans have become a major influencing factor on the biological, geological, and atmospheric processes on earth17 and have had a lasting18 impact on the environment. Humans have officially been classed as a geological factor.
To view this as new, one has to have consistently ignored the wisdom and knowledge of practically all so-called primitive peoples living in nature. But one way or the other, the central question remains: “Where do we go from here?” What can contemporary landscape architecture contribute in this respect – and to the survival of our culture in general? How can it contribute to pushing society in a better, more sustainable direction?
The concept of “enlightenment” points in one direction; the term “magic” appears to point in the other. How can we reconcile the two?
Forestry as a sub-system of agriculture – probably the most landconsuming, nature-changing principle on the surface of the earth – has long addressed the aspect of sustainability through the principle of not harvesting more wood than can be regrown. Since the early days of forestry, a more comprehensive definition of sustainability has emerged: the principle by which we should not consume more than can regrow, regenerate or be provided anew in future.19
In garden and landscape architecture, the aspect of provision is supplemented by that of design. The material with which we design is to a large extent nature itself, the plants. At the same time, what gives a place character, what determines its quality, is the aesthetic intervention, the design – a principle that is foreign to nature and moreover lies “in the eye of the beholder”. Through design we can create, out of a mixture of luck, skill and freedom, something that, in ideal cases, is a “magical place”, a quality that is disappearing rapidly in the Anthropocene.
But, as Ernst Haeckel already knew some 150 years ago: “As the period is characterised by the development of Man and his Culture, which has influenced the organic world more powerfully and with greater transforming effect than have all previous conditions, it may also be called the era of Man, the […] anthropozoic period. It might also be called the era of Cultivated Forests, or Gardens, because even at the lowest stage of human civilization man’s influence is already perceptible […] in the physiognomy of the landscape.” 20
To come back at this point to the question posed at the outset: landscape architects can design places in the same way that any place or construction can be designed by its creator. But they cannot themselves imbue it with a “magical quality”, as this necessarily requires the active involvement of the users. The word “magic” originates from the Old Persian word mager, meaning “capable, wise and helpful”. The words “might” and “machine” belong to the same family of words. If a landscape architect’s design can help people find meaning in their lives, then in this sense, yes: landscape architecture can create magical places.
In the process, the methods of creation, teamwork and tolerance are just as important for the success of a design as the formal decisions that safeguard the designed landscape against the dangers of conformity and give the “users” of landscapes the opportunity to critically step outside the personal and systematic constraints in which they are unavoidably embedded.
In order to grasp this “magical quality” as a means of dealing with, recovering from and overcoming what is “wrong”, 21 landscape architects must focus their attention not on creating artificial paradises but on the theme of new “Wilderungen”.
Berlin 2014