Die Realisierung des den Bürgern der Stadt München seit 10 Jahren versprochenen Landschaftsparks Freiham ist eine Generationenaufgabe wie die Geschichte historischer Parkanlagen belegt. Der damals vorhandene „lange Atem“ der Gründer, Hofgärtner und Landschaftsarchitekten ist Beweis jahrzehntewährender, standhafter Verlässlichkeit, Resilienz und Nachhaltigkeit gleichwohl die Krisen der Zeit mit Krieg, Bevölkerungswachstum, Massenarmut, Pandemie nicht die Idee des Landschaftsparks zu ändern, Anlass gab.
Mit Zielstrebigkeit, politischem Willen, Professionalität und bürgerlichem Engagement lässt sich auch heute viel erreichen! Nun droht den Bürgern, unbegründet, mit schleierhaften Behauptungen politischer Akteure, scheinbar sachlich in die Irre geführt zu werden. Mit neuen Versprechungen angereicherter Argumentation macht sich nun die Politik daran, den von Bürgerräten partizipatorisch erarbeiteten, von einer Fachjury gleich zweimal prämierten, über sieben Jahre durch die mit hohen fünfstelligen Mitteln finanzierte Arbeit der Fachbehörden, Architekten, Berater, und Sachverständigen entwickelten, nachhaltigen Planungsprozess und damit das Ergebnis des Wettbewerbs, zu verschwenden. Mit merkwürdigem Hinweis auf das Verhalten der Bürger nach der Coronapandemie wird die Idee „Landschaftspark“ a priori in Frage gestellt.
Man beabsichtigt sich weitere Jahrzehnte Zeit zu geben und scheint sich zu fragen: Ist heute ein Landschaftspark zeitgemäß? Die absurde Vorstellung, dass am Bild der Natur orientierte Konzept des Landschaftsparks einem seltsamen Modernitätszwang überzustülpen, negiert gleichsam Tradition und Moderne. Diese Idee der Schaffung von Parkanlagen ist universell und zeitlos! Offensichtlich verführt die aktuelle Mittelknappheit dazu nun millionenschwere Provisorien, deren Eigenschaft zu oft die Dauer sowie deren Wirksamkeit als Prämisse ist, bereits Erreichtes bei Seite zu legen. Die „Wende beim Projekt“ soll nun durch ein „Mehr“ an Gutachten, Strukturkonzepten, Rahmenplanungen etc. erreicht werden. Dabei besteht die Chance einen ersten Teil des zu über 90% Entwurf fertig geplanten Bauabschnitts 1 mit Aufforstung, Wegebau, Kinder-Jugendspiel für die jetzt zur Verfügung stehenden 5.Mio € anstelle eines Provisoriums bereits im Frühjahr 2025 vergabereif 2026 zu realisieren.
Der in Presseverlautbarungen zum „Neustart beim Landschaftspark in Freiham“ mitgeteilte Änderungsbedarf und die neuen Versprechungen bedürfen keines neuen Entwurfes, sondern falls nötig und gewünscht, Anpassungen im Entwurf. So funktioniert Planung. Im Gesamtkonzept sind schon seit Juni 2024 ein Badesee, mehr Baumpflanzungen, bedürfnisgerechte Ausstattung/Möblierung, die Berücksichtigung infrastruktureller Zwänge im Rahmen der bisherigen Planung untersucht, in Alternativen vorgestellt und den Entscheidungsträgern vorgelegt. Es fehlt also nicht an einem Mehr an alternativer Planung, sondern am Mut zur Entscheidung.
Lützow7 wünscht der Bevölkerung, den beteiligten Akteuren und unserer Profession, dass eine nachhaltige Planung des Landschaftspark Freiham, mittels Konzepts gerechten Zwischenlösungen und unter Berücksichtigung von notwendigen Änderungsbedarfen im Verlauf der gesamten Realisierung weiterverfolgt wird und damit die Tradition der berühmten Münchner Landschaftsparks fortgeschrieben werden kann.
P.S. Am 13. August 1789 ordnete Karl Theodor an, das Gebiet östlich der Militärgärten in einen Volkspark umzuwandeln, die Geburtsstunde des Englischen Gartens in München. Am 1. April 1792 wurde der Park für die Bevölkerung geöffnet, weniger als 3Jahre vergingen. Bis zu seinem Tod 1823 prägte Friedrich Ludwig von Sckell das Bild des heutigen Englischen Gartens.
„Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen“. Hermann Hesse